Die Sibirische Katze (Siberian) und ihre Colourpoint Variante (Neva Masquerade)

von Iouri Souchilnikov

erschienen in "Die Edelkatze" 6/99

Rassestandard

Waldkatzenrassen sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Maine Coon und Norweger drängeln sich auf vielen Ausstellungen, so dass einige nicht-FIFe-Vereine dazu übergegangen sind, immer eine eigene Best-in-Show für sie abzuhalten, getrennt von den anderen Semi-Langhaar-Rassen.

Arischa Dikaya Krassa, Neva Masquarade

Arischa Dikaya Krassa 

seal-torbie-point

Anton of little Moscow

blue-ticked-tabby

Jetzt kommt seit einigen Jahren noch eine dritte Rasse hinzu: die Sibirische Katze (Siberian); seit 1. Januar 1998 auch in der FIFe anerkannt. "Ist da überhaupt noch Platz zwischen Maine Coon und Norwegern?" fragen sich viele Züchter skeptisch und mit besonderem Mißtrauen betrachten sie diese Rasse, weil es sie als einzige sogenannte Naturrasse auch mit Maske gibt, die "Neva Masquerade" (in der FIFe bisher nicht anerkannt).

MCO.jpg (37056 Byte)
SIB.jpg (33270 Byte)
NOR.jpg (37866 Byte)

Vergleicht man die Siberian, die Maine Coon und Norwegische Waldkatze miteinander, so haben sie auf den ersten Blick wirklich viel gemeinsam, aber es gibt deutliche Unterschiede. Bei der folgenden Vorstellung der Siberian, werde ich darauf näher eingehen.

Herkunft

Die Ukraine ist eine klimatisch recht unwirtliche Gegend. Hier waren Semi-Langhaar-Katzen als Hauskatzen schon lange bekannt. Ähnlich wie die Maine Coon auf den Farmen, waren diese russischen Katzen als beherzte Mäusefänger bei den Bauern beliebt. Mit ihrem Fell, im Winter länger – im Sommer kürzer, waren sie dem Wetter der Ukraine angepaßt. "Sibirska Koschka" nannte man diese Katzen, lange bevor jemand auf die Idee kam, sie zu züchten. "Sibirische Katzen" wurden sie 1895 erstmals genannt, als ein Pärchen nach Deutschland kam. Sie wurden im Dresdner Zoo gezeigt. In Brehms Tierleben (Ausgabe 1925) wurden eine Tokbolsker-Katze aus Sibirien und eine Kaukasisch-Kumanische Katze beschrieben.

In Rußland begann die planmäßige Zucht ca. 1978, von Anfang an war auch die "Newskaja Maskaradnaja" wie sie in Rußland nach dem Fluß Neva heißt, dabei. 1986 wurden die ersten Siberian nach einem vorläufigen Standard in der DDR gezüchtet. 1987 kam mit einer russischen Auswanderer-Familie ein Zuchtpaar Sibirischer Katzen in die BRD. Etwa zur selben Zeit wurden auch einige Exemplare aus der DDR und der CSSR importiert. Drei Jahre später folgte die erste Neva Masquerade. Die Sibirische Katze ist schon kurze Zeit später von fast allen Vereinen anerkannt worden, die Colourpoint-Variante hat es noch nicht überall geschafft.

Juris Dimitri

seal-ticked-tabby-point

Aussehen

Auf den ersten Blick liegt diese Rasse typmäßig zwischen der Maine Coon und der Norwegischen Waldkatze. Sie wird in fast allen Merkmalen auch im Standard als "mittel" beschrieben. Es soll an dieser Katze nichts typmäßig übertriebenes geben.

Die Größe wird mit mittelgroß bis groß angegeben, wie bei den verwandten Rassen, sind die Kater größer und kräftiger. Eine Siberian Kätzin sollte aber auch gut bemuskelt, und nicht zu zierlich sein. Das halblange Fell ist außer an Halskrause und Hosen, gleich lang. Das Deckhaar ist dick und fest, die Unterwolle im Winter dicht und üppig .Es sollte nicht filzen. Alle Farben außer Cinnamon und Fawn sind erlaubt, jeder Weißanteil ist erlaubt.

Die Beine sind mittellang und kräftig mit runden Pfoten, sogenannte Schneeschuhe (Büschel zwischen den Zehen) sind Pflicht. Die Beine sollen in den Proportionen gut zum Körper passen, ebenfalls der Kopf, der eine mittlere Keilform aufweist. Das Kinn ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu den verwandten Rassen, es soll rund sein, bei der Maine Coon soll es kantig sein, die Schnauze der Norwegischen Waldkatze ist spitzer. Tragen die verwandten Rassen große Ohren, so genügen der Sibirischen Katze mittelgroße an der Spitze abgerundete Ohren, die tiefer und weiter gesetzt sind. Die Augen sind wie bei den Verwandten leicht oval, aber nicht leicht schräg, sondern gerade gestellt. Alle Farben sind erlaubt. Einen Stop auf der Nase soll sie nicht haben, aber ein deutlicher Übergang von der leicht gewölbten Stirn zur Nase muß da sein, im Gegensatz zur Norwegischen Waldkatze deren Profil gerade sein sollte. Der Gesamteindruck des Kopfes sollte weich und rundlich sein, also deutlich anders, als bei den anderen sogenannten Naturrassen. Von mittlerer Länge sollte auch der am Ansatz breite Schwanz sein, der nicht zu spitz zulaufen soll.

Juris Don

cinnamon-ticked-tabby-point

Charakter

Fast alle Rassekatzen werden als menschenbezogen und fast alle Semilanglanghaarkatzen von mittlerem Temperament unkompliziert und liebenswert beschrieben. Man muß mit ihnen leben um die zweifellos bestehenden Unterschiede zu erfassen.

Meine Siberian haben noch keinen vollständigen Stammbaum und das merkt man auch ihrem Charakter an. Es würde ihnen nie einfallen etwas Freßbares zu verschmähen, egal ob es sich um eine Maus, ein Stück Brot oder ein Premium-Futter handelt. Manche Züchter bezeichnen ihre Siberian scherzhaft als Bio-Tonne. Ein Mensch im Haushalt wird als Lieblings-Mensch erkoren und nach ihren Wünschen erzogen. Dabei schreckt sie auch nicht vor kleinen Liebes-Bissen zurück. Besucher werden oft mit Schmuseanfällen traktiert, bis sie ihr endlich die ihr zustehende Beachtung schenken, besonders die Neva’s können da auch penetrant werden. In den wenigen Katzenbüchern, die diese Rasse beschreiben, wird sie oft als halbwild bezeichnet, dies stimmt auf keinen Fall! "Verträglich, freundlich und ihrem Menschen bedingungslos zugetan" trifft den Charakter dieser jungen Rasse genau.

ArischaB.jpg (30893 Byte)

Zucht

Eine Siberian mit FIFe-Stammbaum zu finden, ist in Deutschland extrem schwierig, bei einem Deckkater fast aussichtslos. Die Zusammenarbeit mit Züchtern aus nicht-FIFe-Verbänden ist also unumgänglich. Unter diesen Tieren befinden sich allerdings viele mit Maskengen, denn die Neva ist z.B. in allen WCF-Vereinen anerkannt und darf, da sie keine eigenständige Rasse, sondern nur eine Farbvariante der Siberian ist, mit dieser verpaart werden. Es werden also immer wieder, auch bei Würfen in der FIFe, Colourpoint fallen. Bis zur Anerkennung dieser Farbe in der FIFe wird es aber noch ein weiter Weg sein.

(Einige Züchter in Deutschland sind immer noch der Meinung, die Neva Masquarade sei eine eigene Rasse und von der Sibirischen Katze zu trennen. Lesen Sie, was die russischen Züchter und Richter zu diesem Thema zu sagen haben.)

Viele Siberian haben noch keinen vollständigen Stammbaum, werden also als RIEX eingetragen. In den Stammbäumen trifft man trotzdem häufig auf die selben Tiere, egal, ob man direkt aus Rußland importiert, oder aus deutscher Nachzucht kauft. Die Verbreiterung der Gen-Basis ist die wichtigste Aufgabe für die nächste Zukunft, auch wenn dadurch der, für diese junge Rasse schon erstaunlich einheitliche Typ, wieder uneinheitlicher wird.

Die bisher im 1. DEKZV registrierten Siberian, werden fast alle von Züchtern anderer Rassen, als "Zweitrasse" gehalten. Ich hoffe trotzdem, dass sich in den nächsten Jahren genug Züchter finden, die sich voll und ganz für diese ausgewogene und in keiner Richtung extreme Rasse, einsetzen. 

Noch mehr Informationen